Schnauze, das Christkind ist da! by Angermayer Karen Christine
Autor:Angermayer, Karen Christine [Angermayer, Karen Christine]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbj
veröffentlicht: 2016-09-09T11:56:13+00:00
14. Dezember
Ein Krankenhaus ist ein aufregender Ort. So viele Menschen und Zimmer. Und manchmal wird man zum Schutzengel, ohne dass man es ahnt.
Dieses Haus ist anders als alle Häuser, die ich kenne. Es hat ganz viele verschiedene Gerüche: Einmal rieche ich etwas Scharfes, dann etwas Süßes. Und hinter einer Tür roch es gerade danach, als hätte jemand sein Geschäft gemacht. Puh!
Bruno und ich sind gelaufen und gelaufen, durch lange Gänge, um viele Ecken, unzählige Treppenstufen hoch und wieder runter, doch wir haben Herrchen und Frauchen nicht gefunden. Draußen ist es inzwischen wieder taghell. Hundemüde, äh, katzenmüde legen wir uns auf zwei gepolsterte Stühle auf dem Flur. Ah, das tut gut! Ich lecke meine wunden Pfoten und mache mich ganz lang.
»Was machen denn die Tiere hier?«, ruft ein junger Mann in weißer Kleidung. Er läuft auf uns zu und streckt die Arme aus, um uns am Halsband zu nehmen.
Bruno und ich wissen beide sofort, was zu tun ist: Wir springen von den Stühlen und rennen los, den langen Gang hinunter, um die nächste Ecke, durch eine Glastür, zwei Mal zehn Stufen die große Treppe hinauf … In einer Nische, in der mehrere Pflanzen in großen Töpfen wachsen, schnappen wir nach Luft.
»Das ist ja riesig hier«, keuche ich. »Wie sollen wir dein Herrchen und dein Frauchen jemals finden?«
Da hören wir ein Stöhnen. Es kommt von einer Liege, die ein paar Meter weit von uns entfernt steht. Darauf liegt ein älterer Herr. Bruno und ich schauen nach rechts und links, ob die Luft rein ist, dann laufen wir zu ihm hin. Der Mann, der einen gestreiften Schlafanzug trägt, dreht seinen Kopf zu uns und schaut uns an. Zwei weiße Schläuche kommen aus seiner Nase. Irgendwo habe ich den Mann schon einmal gesehen. Auch Bruno scheint ihn wiederzuerkennen.
»Er braucht Hilfe«, sagt Bruno und fängt an zu bellen, erst leise, dann immer lauter. Kein Mensch kommt. Wir laufen den Gang hinunter zu einem Zimmer, dessen Tür offensteht. Bruno bellt wieder. Endlich kommen zwei junge Frauen in weißen Kitteln aus dem Raum. Bruno läuft zu der Liege zurück.
Die beiden Frauen folgen uns und beugen sich über den Mann. »Schnell, wir müssen den Doktor rufen!«, sagt die eine. »Der Mann muss sofort in den OP.« Sie fahren mit der Liege los. Bruno und ich schauen ihnen nach.
Da steht Brunos Herrchen plötzlich neben uns. »Ach, du liebe Zeit, euch beide habe ich vor lauter Aufregung ja ganz vergessen!« Er sieht erschöpft aus und hält einen Becher Kaffee und ein belegtes Brötchen in der Hand. »Das Baby ist da! Wollt ihr es sehen?«
Natürlich wollen wir das! Gespannt folgen wir ihm …
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